Eindrücke aus Nairobi

Ein Bericht unserer Einsatzärztin Barbara Haider aus Nairobi

In Mathare hat der Citycouncil von Nairobi anscheinend Größeres vor. Seit Tagen werden Hütten abgebaut und heute waren Arbeiter mit Spitzhacke und bloßen Händen dabei, ehemals existierende und seit Jahren verstopfte Gräben beidseits der Straße auszuheben. Straßenverbreiterung? Eine stinkende Mischung aus Müll, Abwässern und Dreck. Daneben sitzen die Frauen und backen Maandazi oder Chapati, oder noch schlimmer, verkaufen Tomaten und anderes roh zu Verzehrendes. Parallel haben wir eine Studie über Leptospirose diskutiert, von Rattenurin übertragen, eine oft schwer verlaufende Erkrankung mit Hepatitis. Jede 4. Ratte ist infiziert und Rattengift kann man bei der Enge und der Masse der Kinder hier nicht guten Gewissens auslegen. Und Ratten gibt es unglaublich viele. This is Africa. Der alte Semmelweiß hatte in Wien vor langer Zeit die Idee, dass Kindbettfieber irgendwie übertragen würde. Er kannte kein Agens, keine Bakterien, aber erfand die hygienische Händewaschung. Davon sind wir hier noch Jahrhunderte entfernt. Siehe diese Bilder.

Frauen im Mathare Valley Slum Verkäuferin mit ihrem Kind

Apropos Krankheiten verschleppen: eine Frau, etwa Mitte 50, seit einem Jahr immer wieder in ärztlicher Behandlung wegen einer Schwellung im rechten Oberbauch. Sie bekommt seit einem Jahr !!! Amoxicillin, ein Antibiotikum, sowie Omeprazol, gegen Magensäure.Die Diagnose des kenianischen Kollegen  ist: GAS im Darm, d.h. Blähungen.
Ich kann einen ca. 6×6 cm großen Tumor tasten und im Ultraschall sehen, ein Koloncarcinom der rechten Flexur? Sie hat Blut im Stuhl, hat 25 kg abgenommen und ist total anämisch, die Leber sieht noch gut aus. Als ich ihr erkläre, sie müsse zur Darmspiegelung, müsse mit einer OP rechnen und dass es wahrscheinlich ein Tumor sei, bedankt sie sich und ist so erleichtert, dass es nun amtlich ist, dass sie krank ist.

Und dann kam noch eine alte faltige KIKUYU- Frau. Das ist hier einer von den 40 Tribes. Die Frau konnte kein Kiswahili und auch kein Englisch. Wir mussten die entsprechende Übersetzerin (Elisa-) Beth holen. Die Leute kommen von weit her aus dem ganzen Land, um hier bei uns behandelt zu werden. Als ich ihr mittels Übersetzerin erklärte, dass ihr Blut gesund sei, sie keinen Zucker etc. hat, freute sie sich und spuckte sich in ihre Bluse in die Herzgegend. Das bedeutet: God bless you auf Kikuyu.

Das hat mich gefreut. Ich bin hier ziemlich oft gesegnet worden, die meisten Leute sind total dankbar, wenn man sich ein bisschen kümmert.