Abenteuerurlaub oder harte Arbeit? Mein Einsatz in Westafrika

Ein Bericht von Christian Gross, Kinderarzt aus Salzburg, vor dem Start seines Einsatzes in Sierra Leone

„ Abenteuerurlaub für Ärzte “ – neben bewundernder Zustimmung hört man ja auch solche kritischen Worte zu unseren ärztlichen Einsätzen.

Und vielleicht ist da ja auch was dran, denke ich mir, kurz vor meinem nächsten Einsatz, diesmal in Sierra Leone, Westafrika, einem für die German Doctors neuen und sehr herausfordernden Projekt, liegt doch das Catholic Mission Hospital in Serabu tief im Busch jenseits fast jeglicher „Zivilisation“ in unserem westlichen Sinne, ohne Strom und fließendem Wasser und es dürfte auch sonst dort derzeit noch an sehr vielem fehlen. Abenteuerlich waren meine bisherigen Einsätze schon gewesen, auf den Müllhalden in Manila, zwischen den Schlammlawinen auf Mindanao, die schon vor 3 Jahren ähnliches angerichtet hatten wie bei den Überschwemmungen wie jetzt wieder kurz vor Weihnachten, und in den Slums von Nairobi.

Alle hatte ich unversehrt überstanden und wir konnten auch die schlimmste Not lindern helfen, nur für die Menschen dort waren und bleiben es immer wieder Katastrophen.Aber Urlaub? Wie kommt man denn auf diese Idee? Nach gängiger Lesart ist das schon was ganz anderes. Und doch – kam ich nach diesen Einsätzen nicht immer bereichert, ja glücklich nach Hause, eigentlich (ganz tief innen) zufriedener und sogar erholter, als nach fast allen „richtigen“ Urlauben?

Was ist es also, was mich und so viele andere KollegInnen, und viele immer wieder, dorthin zieht und so erfüllt zurückkehren lässt?
Trotz der offensichtlich großartigen Aufbauarbeit der KollegInnen, der „Pioniere“ des letzten Jahres, in diesem „gottverlassenen“ Nest Serabu, erwarte ich mir zuerst einmal viel Hitze und Mängel – und trotzdem freue ich mich riesig darauf. Aber vielleicht wird das jetzt im afrikanischen Busch nun doch noch so eine richtig harte Angelegenheit für mich und ich denke danach ganz anders über das alles?

Also: Abenteuer? Urlaub? Oder doch vor allem: „Das Glück, helfen zu können“? – gemäß dem Motto von uns Österreichischen Ärzten für die Dritte Welt. Ich bin gespannt!

Christian Gross, Kinderarzt aus Salzburg