Schwierige Situation im Katastrophengebiet

Ein Bericht von Einsatzleiter Dietmar Schug direkt aus dem Katastrophengebiet Cagayan de Oro, der uns Sonntagmittag erreichte

In den letzten Stunden war einiges über die furchtbaren Ereignissen zu lesen, und die Zahl der Toten wird weiterhin steigen, da immer noch mehr als 300 Menschen vermisst werden. Deren Chancen unter den Schlammmassen oder hinaus gespült ins Meer zu überleben, werden mit jeder Stunde geringer. 14.000 Familien, um die 80.000 Menschen, sind in Notunterkünften untergekommen, in denen es an fast allem fehlt. Die Stadt hat kaum Wasser, und die Seuchengefahr ist real. Abwasserversorgung und Hygiene sind in den betroffenen 13 Stadtteilen zusammengebrochen, und jegliches Trinkwasser muss gekauft werden. Viele Verletzte werden nur notdürftig behandelt, und die staatlichen Stellen sind überfordert.

Auch die Gemeinschaft der Ärzte für die Dritte Welt – German Doctors e.V. hat es getroffen. 16 unserer Angestellte sind direkt von der Flut betroffen gewesen, einige von ihnen haben die ganze Nacht auf den Dächern ihrer Häuser in Regen und Kälte ausgeharrt, wartend auf die Retter, die nicht kamen, da es keine Boote gab, die zu ihnen in dem reißenden Wasser vordringen konnten. Sie haben Verwandte verloren, ich Bekannte. Unsere Unterkünfte für die deutschen Ärzte und unsere Patienten sind alle unbeschadet durch diese lange Nacht gekommen. Doch haben wir ein Halfway House für unsere Multi Drug Resistant TB Patienten verloren, und wir können auch noch nicht sagen, wie viele unserer Patienten nicht mehr zu uns kommen werden. Vier unserer Filipino Ärzte hat es z.T. sehr schwer getroffen, sodass wir nun in der Behandlung unserer Patienten in der nächsten Woche Engpässe erwarten. Da aber die geplanten Rolling Clinic-Gebiete nicht zugängig sind, da Brücken fortgewaschen und schwere Erdrutsche ganze Landstriche unerreichbar gemacht haben, werden die deutschen Ärzte in den nächsten Tagen in den Nothilfelagern ihre Hilfe anbieten.

Doch bei vielen Menschen, die alles verloren haben, ist es nicht nur medizinische Hilfe, die gebraucht wird, sondern auch Kleider- und Nahrungsmittelhilfen, Haushaltsgegenstände, damit die Essenshilfen (oft Dosenfleisch und ungekochter Reis) überhaupt in die Mägen der Hungrigen kommen, und Wiederaufbauhilfe, damit sie wieder auf die Füße kommen können. Eine Riesenaufgabe, die nicht von den Lokalregierungen allein geleistet werden kann. Wir sammeln deshalb Gelder für die direkte Nothilfe, und ich koordiniere hier die Verwendung der Mittel.

Eine schwere Zeit für alle Betroffenen, gerade zwei Jahre nach der letzten großen Flut im Januar 2010.