Dr. Cornelius Heinze berichtet in diesem Blog von seinem Einsätz für die German Doctors in Buda. Hier gibt er seine Eindrücke der ersten Woche wieder:

Dr. Cornelius Heinze im Krankenhaus

„Ruhig ist es geworden hier im Hospital. Der Einstieg allerdings klappte schnell, und zwar weil er schnell klappen musste: In der zurückliegenden Woche war das Krankenhaus in Buda zu 230 Prozent belegt. Wir hatten 41 Patienten bei 18 Betten. Alle Reservebetten waren mobilisiert, und wer keins mehr abkriegte, schlief nachts auf den Wartebänken, auf denen die Ambulanzpatienten tagsüber saßen.

Inzwischen können die Bänke in der Wartehalle bleiben. Alle fünf Typhuspatienten sind wieder gesund und die neu aufgenommenen Kinder mit Bronchitis, Magendarminfektionen und Austrocknung haben sich alle schnell erholt. Fünf Kinder konnten wir heute entlassen. Jetzt sind noch 20 Patienten auf der Station.

20 Patienten, das heißt auf den Philippinen: 40 Personen. Zu jedem Kranken gehört nämlich ein “watcher”, denn die Patienten müssen schließlich versorgt werden! Das Versorgen ist hier nicht Aufgabe der Krankenschwestern – die sind beschäftigt mit Aktenführung, Wartungs- und Organisationsarbeiten. Gut, die intravenösen Medikamente müssen vom Fachpersonal gespritzt und die oralen Medikamente verteilt werden. Und es gibt was zu essen für Patienten und „watchers“. Aber darüber hinaus ist Pflegetätigkeit nicht angesagt.

Die Pflege machen die „watcher“. Das sind in den meisten Fällen die Mütter, die tun, was sie können. Was sie können, ist aber oft abhängig vom Geld. So haben die Lumads (das ist die indigene Bevölkerung der Region, die Allerärmsten) kein Geld für Babywindeln. Zuhause ist das kein Problem, aber hier im Krankenhaus läuft das Baby mit der infektiösen Gastroenteritis halt aus. Trotzdem, das berichtete meine Vorgängerin, sei die Rate der erkennbaren nosokomialen Infektionen sehr niedrig. Möge es so bleiben.

Die „watchers sind auch verantwortlich für die kontinuierliche orale Flüssigkeitszufuhr (was meist gut klappt) und die Überwachung der Ausfuhr: Kalibang (Stuhlgang) wird bei jeder Visite mit Anzahl und Beschaffenheit gemeldet.

Die Nurses (“Nurse” bezeichnet sowohl weibliches als auch männliches Pflegepersonal) legen alle intravenösen Zugänge und machen die Blutentnahmen. Das ist Bestandteil des aus den USA übernommenen Krankenhaussystems und ich finde es ganz nett. Ich würde mich unwohl fühlen, wenn ich in Zukunft gar keine Blutentnahmen mehr machen könnte. Aber solange ich hier bin, gebe ich den Teil der medizinischen Tätigkeit gern mal ab.

Kinder, denen es nach dem Aufpäppeln wieder besser geht.

Unglaublich viele Antibiotika werden hier verschrieben. Mein Ambulanzzimmer verlassen bestimmt über 50 Prozent der Kinder mit einem Rezept für Amoxicillin, Metronidazol oder Cotrimoxazol. Das ist so üblich. Die Wahrscheinlichkeit Antibiotika zu verschreiben, wächst mit der Entfernung des Wohnorts zum Highway. Und das können acht Stunden sein – nur bis zum Highway! Weiter geht es dann mit Bus oder Motorcycle, wofür oft das letzte Geld der Familie verwendet wird. Wenn Rufino mir also sagt: “Lives far away”, dann bedeutet es: eher behandeln. Wenn er sagt: “Lives very far”, dann heißt das übersetzt: Antibiotikum. Das Ergebnis sind leider viele Resistenzen. In Davao sind schon viele Typhuserreger resistent gegen Ciprofloxazin – und das ist das Antibiotikum der dritten Angriffslinie. Hier hilft es noch.“